Weltstars einer bestimmten Sportart kommen häufig aus einer vergleichsweise kleinen Region. Auffällig ist beispielsweise die hohe Anzahl an Weltklasse-Golfspielern aus Nordirland, oder auch die Häufung finnischer Weltmeister in der Formel 1 wie im Rallyesport.
Im Fußball ist das nicht anders. Und es wird auf der ganzen Welt gespielt.
Die Stürmerstars Luis Suárez und Edinson Cavani sind beide 1987 in Salto (Uruguay), einer Stadt mit rund 100.000 Einwohnern an Argentiniens Grenze, geboren. Rosario, die Geburtsstadt von Lionel Messi (ebenfalls Jahrgang 1987), liegt in nur 350km südwestlicher Entfernung. Zufall?
Rory McIlroy, Kimi Räikkönen und Luis Suárez
Werfen Sie einen Blick auf die Liste besten Torschützen der europäischen Top-Ligen. Nehmen Sie eine Landkarte oder Atlas zur Hand, stechen Sie die Spitze eines Zirkels in Buenos Aires ein, und ziehen Sie von dort einen Kreis von sagen wir 500km übers Festland. Sie werden erstaunt sein, wie viele Weltklassestürmer innerhalb dieses Halbkreises geboren und/oder aufgewachsen sind. Wie kommt das?
Wir denken, das hat mit morphogenetischen Feldern zu tun.
„Morphogenetische Felder“ im Fußball sind nichtphysikalische Kraft- oder Energiefelder, die Fußballer und Spielstile formen.
Ähnlich wie elektromagnetische Felder ziehen sich diese morphogenetischen Felder (oder auch morphischen Felder) rund um den Erdball und sind mal stärker und mal schwächer ausgeprägt. Der Kern unserer These ist, dass es für qualitativ hervorragenden Fußball bestimmte geographische Gebiete oder Zonen gibt, die mit größerer Wahrscheinlichkeit häufiger Spitzenspieler hervorbringen. Dabei verändert sich die morphogenetische Feldstärke mehr oder weniger, somit variieren und entwickeln sich auch die Zonen für genialen Fußball.
Morphogenetische Feldstärke
Es ist daher auch kein Zufall, dass bestimmte Spielstile und taktische Grundausrichtungen in spezifischen Regionen und Ländern gespielt werden. Wir glauben, dass es einen morphischen Fußballcode gibt, der neben den gewohnten Vererbungs- oder Lernmustern existiert. Dieser Fußballcode kann dafür sorgen, dass beispielsweise Catenaccio der bevorzugte Stil in Italien ist, deutsche Teams „am Ende“ gewinnen, oder auch morgen wieder wirklich geniale Spieler aus der Balkanregion oder Südamerikas Ostküste in all jenen Stadien erscheinen, wo der beste Fußball gespielt wird.
Der Begriff „Morphogenetisches Feld“ (“Morphogenese” leitet sich aus dem Griechischen ab: morphe = Form, genesis = Entstehen) wurde insbesondere durch den Biologen Rupert Sheldrake geprägt. Demnach handelt es sich um ein Feld, das als „formbildende Verursachung“ für die Entwicklung von Strukturen sowohl in der Biologie, Physik, Chemie, aber auch in der Gesellschaft verantwortlich sein soll.
Es geht also um eine Art Strukturcode (oder Grundmuster), der in einer gewissen biologischen Form bestimmte Muster entstehen lässt.
Rupert Sheldrake
Die Frage, was bestimmte Formen entstehen lässt, versucht Sheldrake erstmals 1981 in seinem Buch „Das schöpferische Universum“ mit der Theorie der Morphogenetischen Felder zu erklären.
Diese Morphogenetischen Felder sind in der Biologie für die Entwicklung und Aufrechterhaltung der spezifischen Form zuständig. Bei Pflanzen etwa für die Form eines Blattes, einer Blüte, oder eines Stamms.
Bei der Organisation von Wahrnehmung, Verhalten und geistiger Tätigkeit nennt man sie Wahrnehmungs-, Verhaltens- und geistige Felder. Bei der Organisation von Gesellschaften und Kulturen spricht man von sozialen und kulturellen Feldern. All diese Arten von organisierenden Feldern sind morphische Felder.
All das legt die Vermutung nahe, dass es auch so etwas wie „fußballerische“ Felder (oder morphische Felder des Fußballs) gibt. Sie können überall entstehen, wo Fußball gespielt wird.
Kollektives Gedächtnis
Zwei Dinge in Sheldrakes Theorie sind dabei von Bedeutung: diese morphischen Felder enthalten ein immanentes Gedächtnis aufgrund eines Resonanzphänomens, und sie entwickeln sich. Durch Wiederholung werden die Muster, die sie organisieren, zunehmend wahrscheinlich, zunehmend gewohnheitsmäßig. Das erste Feld entsteht demnach durch einen kreativen Sprung, deren Quelle unbekannt ist. Das kann Zufall sein, vielleicht ein Ausdruck irgendeiner im Geist und in der Natur angesiedelten Kreativität. Sobald ein neues Feld, ein neues Grundmuster entstanden ist, wird es durch Wiederholung stärker. Je häufiger sie sich wiederholen, desto mehr werden sie zur Gewohnheit, zur allgemeinen Form.
Für den Fußballsport würde das bedeuten, dass dort, wo es bestimmte Fußballmuster gibt, sich diese zunehmend wahrscheinlicher zeigen. Und weitergesponnen: dort, wo es beispielsweise eine Art Grundmuster gibt für „besonders gut mit dem Ball umzugehen“ werden Nachkommen mit exzellenter Balltechnik häufiger vorkommen als anderswo. Nur, dass es sich dabei eben nicht um ein mögliches Fußballgen in der DNA eines Menschen handelt.
Und wenn es Muster für „Ballbegabung“ gibt, kann es natürlich auch morphische Grundmuster für „5-4-1“, „Tiki-Taka“ oder „Long Ball (Kick & Rush)“ geben. Dies ließe sich natürlich beliebig weiterdenken.
Die Krux an der Sache ist, wir wissen gegenwärtig nicht genau, wo in welcher morphischen Feldstärke derartige „morphogenetischen Fußballfelder“ auftreten. Man kann derzeit nur aufgrund jahrelanger Beobachtung bestimmter Phänomene darauf schließen, wo es sich künftig lohnen würde, entsprechende Feldexperimente und (sport)wissenschaftliche Analysen anzustellen. Gut möglich, dass sich diese Theorie dann in der Praxis erhärtet.
Ein morphisches Feld mit hoher Feldstärke für das Grundmuster „Balltechnik und Ballgefühl“ lässt sich sehr leicht in Südamerika, oder spezifischer in der Ostküstenregion irgendwo zwischen Belo Horizonte und Buenos Aires beobachten. Pelé, Garrincha, Ronaldinho, Di Stefano, Maradona, Messi, sie alle entstammen dieser Region.
Balkanländer und der Ball
In Europa ist diesbezüglich die Balkanregion beispielgebend hervorzuheben. Selbst die Kriege im Balkankonflkt, und die damit einhergehende Zersplitterung Jugoslawiens, vermochten nicht die enorme Feldstärke für „Balltechnik und Ballgefühl“ in dieser Region zu zerstören. Es ist immer wieder faszinierend, wie viele Talente diese Region hervorbringt, und wie sich verschiedene (beinahe alle) „junge“ Balkanländer – ob Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien, Montenegro, Albanien, Mazedonien oder Kosovo – für große Fußballturniere qualifizieren und dort exzellent spielen. Man könnte sogar behaupten, selbst wenn man die Region in 30 Länder teilen würde, würden sich immer zwei bis drei davon für eine Endrunde mit 24 Teilnehmern qualifizieren.
Die massive morphische Feldstärke für „Balltechnik und Ballgefühl“ ist in der Balkanregion selbstverständlich auch in anderen Ballsportarten manifestiert. Speziell die einwohnerstärkeren Länder wie Serbien oder Kroatien beweisen sich seit Jahren erfolgreich in mehreren Ballsportarten, etwa Basketball, Handball, Volleyball oder Wasserball.
In Europa ist die Balkanregion bestimmt nicht die einzige lokale Einheit, in der eine scheinbar große morphische Feldstärke einen Einfluss auf fußballerische Qualitäten hat. „Balltechnik und Ballgefühl“ stellt auch nur eine Qualität dar. Daneben gibt es wahrscheinlich auch morphische Qualitäten wie „Zug zum Tor“, „Antizipation und Raumgefühl“.
Und vielleicht gibt es auch so etwas wie morphische Fußballtugenden wie „Siegeswille“, „Laufbereitschaft“ und „Zweikampfstärke“, die diverse TV-Analysten immer wieder gerne heraufbeschwören, sobald eine (deutsche) Mannschaft zurück liegt.
Morphische Isobaren
Hochinteressant sind Fragen, wie einzelne Morphogenetische Felder im Fußball miteinander verbunden sind, wie Informationsübertragungen oder Wissensaustausch im kollektiven Gedächtnis zwischen den morphogenetischen Regionen stattfinden:
Gibt es so etwas wie morphische Isobaren?
Welche Rolle spielen dabei Flüsse oder Zugvögelrouten?
Und bleiben wir konkret beim Fußball: welche Rolle spielt dabei Fußballmigration?
Diesbezüglich sind Transferwege von Fußballspielern und –trainern genauso interessant, wie die Etablierung und Verbreitung von Fußball Fachwissen, etwa Fußballakademien und Nachwuchszentren.
Wir denken, morphische Felder im Fußball haben eine enorme Auswirkung auf das Spiel, Meisterschaften und Turniere. Auswirkungen auf andere Themengebiete und Wechselwirkungen mit anderen Theoriemodellen sind gewiss vorhanden:
Eine Wechselwirkung mit der Namenstheorie. Wenn bestimmte Namen (Vor-/Nach-/Spitznamen) bei bestimmten Fußballern in Regionen mit hoher morphischer Feldstärke auftreten, werden sie künftig mit höherer Wahrscheinlichkeit wieder vorkommen.
Zudem dürften das kollektive Gedächtnis von morphogenetischen Feldern und die Schicksalsgöttinnen als Theoriemodelle – siehe Moirai-Zeus Konflikt – in direktem Zusammenhang stehen. Denn dort wo es ein starkes Feld für ein bestimmtes fussballerisches Grundmuster gibt, entwickeln sich auch Erwartungen, die sich als schicksalhafte Bestimmungen herausstellen könnten.
Es gilt genau hinzusehen, unsere Denkmuster zu erweitern, offene Fragen zu klären und die, nach jetzigem Wissensstand eher gewagten Thesen der Morphogenetischen Felder im Fußball zu überprüfen. Es gibt also viel zu tun.